Archiv für den Monat: Oktober 2019

Tantra Rundbrief 29, 10/2019

Liebe Tantrika und Freunde in und um Leipzig,

in diesem Rundbrief möchte ich zusammenfassen, was zum Thema Tantra bei uns geplant ist, was passiert ist und sich entwickelt, und was unter Tantra in nächster Zeit angeboten wird.

Während ich das schreibe, dröhnt im Hintergrund Trommeln und Grölen der Fußballfans und in jeder Seitenstraße im ganzen Stadtviertel steht Polizei und täuscht Sicherheit vor. Ist die Aggressionen der Fußballfans in geregelte Bahnen zu lenken? Oder (so der scherzhafte Vorschlag einer Frau beim Hausbrunch) würden sie besser durch Tantramassage befriedet werden?

Tantra-Semester

Nach mehreren Jahren Erfahrung und inzwischen über 300 Kursteilnehmern wollen wir hier in Leipzig ein neues, tiefer gehendes Kursformat angehen. Wir bieten ein “Tantra-Semester” an (vergleichbar einem “halben” Jahrestraining) mit lokalem Bezug, kostengünstig ohne Übernachtungskosten, mit wöchentlichen Treffen, die Tantra in den Alltag integrieren und eine lokale Gemeinschaft entstehen lassen. Ein breites Spektrum an Wissen und Erfahrung als Ausbildungsteil und eine geschützte Gemeinschaft mit Raum für Selbsterfahrung, persönliche Entwicklung und echten Kontakt. Wir möchten in diesem Kurs auch Tantramassage integrieren und treffen uns dafür für ein verlängertes Wochenende. Zum Abschluss-Ritual nehmen wir uns auch ein Wochenende Zeit des tieferen Einlassens. Wer ist dabei?

Weitere Angebote im Tantrazentrum-Leipzig:

Kurznachrichten

  • Soluna wohnt jetzt mit uns im Hausprojekt Stefanzweig21 , hat ihre Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen und bietet ab 14.11. wöchentlich Kaula-Tantra-Yoga an und nach Vereinbarung Ayurvedische Yogamassage. 
  • Helfried hat sich Yogisch weiter gebildet und bietet ab 29.10. Tuch-Yoga an. 
  • Tantramassage 2+1-Coaching bzw. Kleingruppen-Seminare nach persönlicher Terminvereinbarung werden in letzte Zeit häufiger angefragt. Vielleicht etabliert sich ja diese Form sexueller Bildung für Paare endlich etwas besser. 
  • Anjoka macht nach ihrer Babypause weiter und bietet Kleingruppen-Seminare nach Vereinbarung mit Kinderbetreuung an und 12-Wochenkurse. Weiter hat sie ein Studim der Indologie an der Uni aufgenommen und plant Lesungen von heiligen Schriften aus dem kaschmierischen Schivaismus. Siehe www.tantra-weg.de.  
  • Der Liebesletter von Ailu und Caris pausiert gerade, weil ein weiterer neuer Erdenbürger eine gute Landung haben soll. 
  • Das Open-Heart-Festival, bei dem Secret-of-Tantra gute Tantralehrer aus dem ganzen Land zusammen bringt, läuft kommendes Jahr 1.-5.7.2020.
  • Die Überschneidungen der Leipziger Tantra-Szene mit Freitanz sind groß. Tanz gehört zu Tantra und Barfußtanz in der Artistik-Halle ist eine gute Gelegenheit, sich zu sehen. Der Nächste ist am 2.11. 
  • Stefan, Alex und Michaela starten eine neue Serie von BeFree-Tantra in Leipzig.
  • Diamond-Lotus geben Frauen mit Verweis auf den “Gender Pay Gap”, also die Tatsache, das Frauen durchschnittlich immer noch 21% weniger Lohn bekommen eine Ermäßigung bei ihren Seminar. 
  • In letzter Minute meldet AnuKan den Beginn eine Ausbildung zum Sexualberater mit Dr. Frank Kietzcker und Ann-Marlene Henning ab 7.11. in Dresden. 
  • Für einen impuls-Vortrag auf dem nächsten Sangha-Treffen sammele ich Stichpunkte, was eigentlich eine “Liebesschule” an Fächern/Kursinhalten anbieten müsste. 
  • Nachträge ergänze ich auf der Webseite. 

Sangha

Seit letzten März trifft sich die “Sonntags-Sangha” (SoSa) regelmäßig einmal im Monat und über eine Telegram-Gruppe vernetzt zu vielen kleinen persönlichen Treffen zwischendurch, am See oder zur Umzugshilfe, so das es eine Freude ist, die Entwicklung zu sehen. Offene Menschen mit viel Neigung zum Kuscheln, aber auch der tantrischen Bereitschaft Schattenseiten anzuschauen. Zum aktuell geplanten zweiten Ritual-Wochenende, wo in der Vorankündigung von einem Ritual mit sexueller Energie gesprochen wurde, tauchen dann doch wieder (aus erfahrener Sicht erwartbare) emotionale Turbulenzen auf. Ich bin zuversichtlich, daß wir das Boot durch diese Untiefen hindurch manövriert bekommen, aber es zeigt auch wieder deutlich, das Tantra mehr ist als kuscheln. Und das Gemeinschaftsbildung ein längerer Prozess des persönlichen Einlassens ist und gemeinsame inhaltliche Ausrichtung braucht. Gemeinschaft brauch eine gute Mischung von “nach außen” in die Welt bringen und “nach innen” Beziehungen pflegen und Bedürfnisse stillen. Als Ziel geben wir mit einem breiten Grinsen den Bau einer “tantrischen Kathedrale” an. So etwas braucht ja bekanntlich ein paar Jahrhunderte. Ein erster Schritt könnte sein, als Sangha einen Tantra-Salon als Veranstaltung öffentlich anzubieten. Der Yoga-Salon oder Integrale-Salon in Leipzig sind da gute Vorbilder. Wir melden uns.

Tantra – Yoga

Yoga und Tantra haben viele gemeinsame historische Wurzeln. Wenn man bedenkt, das selbst in der Hatha-Yoga-Pradipika tantrisch-sexuellen Methoden mit Vereinigung beschrieben werden, wird eine Trennung immer unsinniger. Nur sind für allgemein sexuellen Methoden besondere Schutzräume und persönliche Reife notwendig. Die Ferse 85 bis 94 im 3. Kapitel werden oft nicht übersetzt, aber sie sind da. Link

Kaula-Tantra-Yoga

Kaula Tantra Yoga basiert auf Meditation und Tiefenentspannung. Du „fließt“ in die Asanas. Du lernst das Nicht-Tun im Tun auf einer so tiefen Ebene, dass es sich auf deinen Alltag überträgt. Körper, Geist und Seele werden wieder als Einheit erfahrbar. Dein Atem ist das verbindende Element. Außerdem wirkt diese sehr alte Tridosha-Reihe, die traditionell 2,5 bis 3 Stunden (heutzutage gekürzt 1,5 Stunden) praktiziert wird, sehr harmonisierend auf alle 3 ayurvedischen Dosha-Typen. Wir praktizieren in lockerer Kleidung, ohne Musik und nutzen evtl. einen Gurt zur Unterstützung. Ayurvedische Yoga-Massage Die Ayurvedische Yoga-Massage verbindet traditionelle Techniken aus der Ayurveda-Massage mit passiven Dehn- und Bewegungselementen aus dem Yoga. Je nach Wunsch wirkt sie äußerst entspannend durch langsame, sanfte und eher großflächige Berührungen oder anregend und kreislaufaktivierend durch tiefe dynamische Massage-Techniken. Sesamöl und Kalmuswurzelpulver pflegen und reinigen den Körper zusätzlich über die Haut. So entspannt und erfrischt erleben Sie ein neues Körpergefühl.

Vamos-Leipzig

Für Horst und Kristin erfüllt sich eine Vision, in Leipzig einen schönen Raum anbieten zu können. Wir haben den ehemaligen Spielraum von Stephan Roebers übernommen und hier drin seit September das Vamos geöffnet. Vamos bedeutet für uns – lasst uns zusammen losgehen… und so bieten wir jeden Morgen u.a. Meditationen an, um uns  zu ermuntern, an der täglichen Praxis dranzubleiben und ein sich gegenseitig unterstützendes Feld erlebbar zu machen. Bei uns kann man auch laut sein, zum Beispiel bei der Dynamischen und der Kali-Meditation. Das Vamos kann auch gemietet werden und ist für tantrische Veranstaltungen sehr geeignet. Bisher konnten wir schon den ZEGG-Freundeskreis, Stefan mit seinen befree-Tantra-Abenden und ab Dezember dann auch die Kuschelparty bei uns willkommen heißen. Weitere Infos findet ihr auf www.vamos-leipzig.de – Fragen und Nachrichten an uns per vamos.leipzig@gmail.com

ProstSchG

Auf der politischen Ebene wird im Zusammenhang mit dem ProstSchG auch ein Rechtsruck der Gesellschaft spürbar. Manche Ordnungsämter versuchen so weit zu gehen, auch Tantra-Seminare unter die diskriminierenden Verfahren des ProstSchG zu drücken. Erste Berichte von Kontrollen des Ordnungsamt Leipzig bei klassischen Sexarbeiterinnen zeigen von welch diskriminierender Geisteshaltung dieses Gesetz geprägt ist. Die Frauen werden von den Beamten pauschal geduzt, die Klarnamen werden offen in Notizbüchern der Beamten gezeigt, und weitere subtile, abfällige Bemerkungen würden sich die Beamten wohl in keiner anderen Branche trauen. 

Auf der anderen Seite gibt es auch Lichtblicke. So hat ein unabhängiges Gericht (VG Gelsenkirchen, Az.: 5K4649/18) in einer baurechtlichen Frage geklärt, daß seriöse Tantramassage “keinesfalls mit unter Umständen gleichlautenden Angeboten aus dem Rotlichmilieu zu verwechseln” sind, und daß es auf die Gesamtumstände im Einzelfall ankommt, und um den “maßgeblichen Schutzzweck des Gesetzes .., nämlich die (sexuelle) Selbstbestimmung von Menschen in der Prostitution möglichst umfassend zu schützen (BT-Drs, Nr 18/8556, S. 33). 

Ähnlich wollte das Arbeitsamt Leipzig die Genehmigung für einen Umzug verweigern mit dem Hinweis, das die Antragstellerin sich mit Tantra beschäftige und der zukünftige Wohnort im Sperrbezirk liegen würde, worauf die Richterin beim Sozialgericht mit einer wegwerfenden Handgeste sagte, das Sie sich mit dieser Argumentation gar nicht beschäftigen wolle. 

Nach langer schriftlicher Auseinandersetzung wurde auch mir (mit dem Tantrazentrum-Leipzig) vom Ordnungsamt Leipzig per Mail bescheinigt, das nach Prüfung des Einzelfalles (wie es das Bundesfamilienministerium gebietet) meine Tantra-Angebote nicht unter das ProstSchG fallen, da sie im Zusammenhang mit meiner therapeutischen Tätigkeit zu sehen sind. Also endlich Vernunft in dieser Sache. 

Qualityland

Wie in dem empfehlenswerten Roman “Qualityland” von Mark-Uwe Kling haben wir immer öfter mit anonymen Algorithmen zu kämpfen und menschliches Maß wird häufiger der Arbeits-Effizienz geopfert. Letztes Jahr konnte ich die Ablehnung der Werbung für ein Tantra-Event bei Facebook noch durch persönliche Intervention beim Support freischalten lassen. Diese Jahr habe ich diese Option bei Facebook nicht mehr gefunden. Die Algorithmen bei Facebook verweigern “Tantra”-Werbung. Das verwundert den nicht, der in Facebook einen prüden amerikanischen Konzern sieht. 

Ähnlich scheint sich die Deutsche Bank bzw. ihre Zweigstelle Postbank zu agieren. Dem tantrisch inspirierten Seminarzentrum Anukan wurde (vermutlich wegen des Prostitutions-Vorwurfs aus dem ProstSchG gegen Tantra) das Konto gekündigt. Ich habe daraufhin die Bank aufgefordert sich dazu zu erklären und die Kündigung meines Kontos angekündigt. Man braucht keine Geschäftsverbindungen mit sexualfeindlichen Unternehmen oder Umweltsündern führen. Im Gegensatz zu Qualityland haben wir heute noch Freiheiten, die es zu verteidigen gilt.

Buchtip 

Ein paar Tage mit fortgeschrittenen Tantrikas bei Berlin unter der Leitung von Mara und Silvio waren mal wieder ein schönes Energie-Bad für mich mit vielen Inspirationen. 

Das Buch “Wenn Sex intim wird” von Dr. Krishnananda und Amana Trobe beschreibt drei Ebenen von Sexualität und hat für das erfahrene Lehrer-Paar noch wichtige weitere Inspiration liefern können. Nach vielen Jahren der Auseinandersetzung mit Sexualität wird das Liebes und Sexualleben als gut, wie nie zuvor glaubhaft beschrieben. Ich selbst bin noch beim Lesen, aber jetzt schon erfreut über den frischen und klaren Schreibstil. Es geht um die Synthese von leidenschaftlich erregender Sexualität (die auch geeignet ist, unangenehme Gefühle auszublenden) und der emotionalen Sicherheit intimer Partnerschaft, die verletzlichen Gefühls-Schichten erlaubt sich zu zeigen. So lange die alten Verletzungen nicht verheilt sind, ist unbeschwerter, erregender Sex mit intimer, emotional offener Partnerschaft oft schwer vereinbar. 

Liebesschule

ENTWURF

Die Schule des Lebens ist umfassend. Der Teilbereich, wie wir mehr Liebe in die Welt bringen, wird aber selten in einem Curiculum systematisch aufgenommen. Was müsste eine “Liebesschule” für Fächer und Themen anbieten. Ich möchte hier eine Sammlung zusammen stellen.

  • Ganz weit hinten im Curriculum sollten auch Kenntniss über Fortpflanzung, Verhütung und Infektionskrankheiten gelernt werden. Aber womit fangen wir an?
  • Es geht definitiv los mit Erfahrungslernen in der Schwangerschaft, ob Vertrauen in die Welt entsteht? In welchen Hormonen wir im Fruchtwasser schwimmen (Angst oder Glücksgefühle)? Und ob grundlegende Bedürfnisse befriedigt werden können (giftfreie Ernährung, Sauerstoff, Ruhe/Musik/Geräusche, …)?
  • Nach der Geburt geht es weiter mit Erfahrungen von Bonding, Bindung, Autonomie, Selbstwert, Identität, Lust und Sinnhaftigkeit. Die Erfahrungen bei der Befriedigung dieser psychosozialen Grundbedürfnisse prägen unsere Beziehungen. Was schief gelaufen ist oder verpasst wurde, muss nachgeholt werden.
  • Mit der Pupertät geht es dann etwas konkreter zu den Themen einer Liebesschule im engeren Sinne. Der “neue” Körper mit seinen fremdartigen Hormonschwankungen muss neu kennen gelernt werden.
  • Wahrnehmen, bennen, ausdrücken und gestalten von Emotionen.
  • Wahrnehmen, bennen und ausdrücken von Bedürfnissen
  • Geeignete, vielfältige Strategien entwickeln die eigenen Bedürfnisse (sozialverträglich) zu befriedigen.
  • Mitgefühl, die Gefühle und Bedürfnisse meines Gegenüber erkennen und darauf angemessen reagieren.
  • Mit unserem Körper und Atmung die eigenen Gefühle mitgestalten.
  • Mit unseren Einstellungen und Wissen die eigenen Körper und Gefühle gestalten
  • Berührungsqualität wird gelernt beim Streicheln, Küssen, Massieren, Halten, Balgen, … und später auch beim Sex
  • Erotisieren von Erregungsquellen wird gelernt.
  • Erregungsmodi werden durch Lernen erweitert
  • Sprachen der Liebe verstehen lernen (Chapman)
  • Ein Geheimnis langjähriger Partnerschaften ist die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu verlieben.
  • Wertschätzende und gewaltfreie Kommunikation braucht Übung
  • Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen
  • Verantwortung für die Folgen bestimmter Handlungen da lassen, wo sie hin gehören.
  • ?

… jetzt fehlt erst mal die Zeit, weiter zu machen. Es ist eh’ nie abschließend.

Liebe Grüße und Namasté (Ich verehre das Göttliche in dir)
Helfried