Archiv für das Jahr: 2021

Tantra in Leipzig – Rundbrief 35 

Liebe Tantrika und Freunde in und um Leipzig,

ich wünsche allen eine besinnliche und auch sinnlich erbauliche Rauhnächste-Zeit. Ich hoffe, ihr konntet die seltene weiße Weihnacht genießen. Im Moment sitze ich in Corona-Quarantäne (mir geht’s gut) in Lützekwitz und freue mich darauf, wenn die Zeit abgesessen ist, mit Sangha-Freunden die neue Sauna im Hexenhaus in Betrieb zu nehmen. Möge sie der Witterung lange stand halten.

Was gibt es aus tantrischer Sicht zu sagen? Aber noch wichtiger – was wollt ihr lesen?

Die Rauhnächte laden dazu ein, inne zu halten – in der Stille auf die feineren Signale zu lauschen – in dir und um dich herum. Tantra läd dazu ein, deine Sinne zu nutzen, und weniger in Gedanken an entfernten Dingen teil zu haben.  Das Bild, das in den Rauhnächten “die Nebel zwischen den Welten dünner sind”, gefällt mir. Nimm dir diese Tage etwas mehr Zeit für Meditation.

In einer Zeit, in der die eigene Komfortzone kleiner wird und wir uns gerne in die eigenen “Bubble” zurück ziehen, sind “Wanderer zwischen den Welten” wichtiger denn je. Welche Welt ist dir Fremd, obwohl sie dir nahe ist? Ich habe mich selbst gerade dabei erwischt, mehrere Sätze dir etwas erzählen zu wollen, z.B. meine Meinung zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Dabei währe es gut wenn ich (und du) mehr zum Wissenschaftler werden, der zuhört und beobachtet. Vorschnelle Urteile behindern die Wahrnehmung. Bewerten ist nur für handlungsrelevante Entscheidungen nützlich.

Also teile ich einfach. Zwei Bücher haben mich in den letzten Monaten bewegt. Der Steppenwolf von Hermann Hesse hat für mich einen spannenden Bogen zwischen Anarchismus und Tantra geschlagen. Ich bin zwar etwas spät dran mit meiner Lektüre, aber was solls. Die Kurze Antwort auf große Fragen von Stephen Hawking beschreibt seriös naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die einer materialistischen Weltanschauung widersprechen. “Aus der Quantenmechanik folgt, dass der gesamte Raum mit Paaren aus virtuellen Teilchen und Antiteilchen gefüllt ist, die sich ständig paarweise materialisiseren, trennen, wieder zusammenkommen und einander vernichten.” Da kommt mir doch Tantra mit Shiva und Shakti in den Sinn.

Kurznachrichten:

Der Tantrakalender für 2022 ist noch recht dünn. Planen wird gerade schwer gemacht. Große Anbieter wie Anukan (Dresden) und Secret-of-Tantra (Belzig) haben noch keine Einträge gemacht. Daher spare ich mir an dieser Stelle die unvollständige Auflistung aller Veranstaltungen und bitte dich aktuell nach zu schauen (und bitte die Veranstalter ihre Angebote einzutragen, bzw. mir zu schicken, so dass ich sie eintragen kann).

Silvio und das Team von Secret-of-Tantra möchten mehr Online-Tantra anbieten in der Tantra-Lounge. Da Online-Angebote keinen örtlichen Bezug zu Leipzig haben, werde ich darüber aber wenig berichten.

In einem aktuellen Urteil (Link)behauptet das Verwaltungsgericht Düsseldorf, dass Tantramassage unter die Regelungen des ProstSchG fallen soll. Dies wird laut Pressmitteilung des Gerichts primär mit dem Schutz der beteiligten Personen vor Geschlechtskrankheiten begründet. Dabei steht weder im Gesetz noch in den Gesetzesbegründungen etwas von Infektionsschutz. Infektionsschutz muss gerade zu allen autoritären Staatsmaßnahmen herhalten.
Über Tantra und Gemeinschaft hat Klaus Sadadasa von Devapujana.de mich in seiner tantrischen Online-Couch interviewt. Ich konnte über unsere tantrische Gemeinschaft in Leipzig berichten, die gerade in einsamen Corona-Zeiten eine wichtige Stütze für mich ist.

Mein Mitteilungsbedürfnis zu Corona und aktuellen gesellschaftlichen Themen befriedige ich auf Kulturtempel.de

Viele Grüße und Namasté
Helfried

Tantramassage ist keine Sexdienstleistung im Sinne des ProstSchG

In einem aktuellen Urteil* behauptet das Verwaltungsgericht Düsseldorf, dass Tantramassage unter die Regelungen des ProstSchG fallen soll. Dies wird laut Pressmitteilung des Gerichts primär mit dem Schutz der beteiligten Personen vor Geschlechtskrankheiten begründet.

Eine befreundete Ärztin fragte wieso? Es gibt keinen Schleimhautkontakt in der Tantramassage! Im ProstSchG und den Begründungen**, Kommentaren und Anhörungen im Bundestag taucht Infektionsschutz nur bei der Kondompflicht auf. Tantramassage hat aber mit Kondomen nichts zu tun. Der Kern dieses Gesetzes ist der Schutz von Prostituierten und die ordnungsrechtliche Regelung dieser Branche, aber nicht der Infektionsschutz.

Die Schwarz-Weiß Regelung, nach der Tantramassage nur von staatlich registrierten Prostituierten ausgeführt werden soll, führt zu Nachteilen für sexuell traumatisierte und heilungsbedürftigen Menschen, die nicht so ohne weiteres in die Sex-Branche verwiesen werden sollten.

Auch wenn bei Google unter dem Stichwort “Tantramassage” überwiegend Sexdienstleistungen angeboten werden, ist laut Familienministerium eine Einzelfallprüfung vorgesehene. In meiner Praxis gibt es kein Schutzbedürfnis oder ordnungsrechtlichen Regelungsbedarf für meine psychotherapeutische Heilpraktiker-Praxis. Ob Tantramassage eine Sexdienstleistung ist, oder nicht, darüber kann man streiten. Aber seriöse Tantramassage ist keine “Sexdienstleistung im Sinne des ProstSchG”, weil seriöse Tantramassage nichts mit dem Schutzzweck des ProstSchG zu tun hat. Ich habe über 1 Jahr im “Arbeitskreis Sexarbeit”, der vom Gesundheitsamt Leipzig initiiert wurde, mitgemacht. Mit den Problemen der Sexarbeiter:innen habe und hatte ich nie Kontakt. Eine restriktive Sichtweise auf Tantramassage, wie sie das Verwaltungsgericht Düsseldorf vertritt, würde zur Schließung meiner Praxis führen, obwohl hier überwiegend Frauen mit Heilungsabsicht zur sexualtherapeutischen Beratung und zur Tantramassage kommen. Es spricht einiges dafür, dass der Gesetzgeber zukünftig, durch ein Sexarbeiter:innen Gesetz, einen differenzierteren Umgang mit der sexuellen Kultur ermöglichen sollte.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Es wird voraussichtlich eine Revison des Urteils geben. In einer Zeit, in der kulturelle und demokratische Gepflogenheiten allgemein durch Infektionsschutz unter die Räder kommen, sollten wir darauf achten, nicht diesem Zeitgeist zu folgen. Der Tantramassageverband tritt dafür ein, dass seriöse Tantramassage auch weiterhin nicht unter die restriktiven Bestimmungen des ProstSchG fallen wird. Es bleibt zu hoffen.

* Siehe Az.: 29 K 8461/18 vom 17.11.21
**siehe Bundestagsdrucksache 18/8556

Tantra-Rundbrief 34 – 9/2021

Liebe Tantrika und Freunde in und um Leipzig,

ich hoffe, ihr nutzt den Sommer für nährende und erbauliche Kontakte. Ich konnte die südfranzösischen Alpen genießen und wurde glücklicher Weise auch an keiner Grenze angehalten. Das war für mich auch ein Vertrauen schaffendes Erlebnis.

Ich erlebe in letzter Zeit ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu Gleichgesinnten. Leider scheint das gerade schwieriger zu werden. Im Rahmen der Angst-Krise des letzten Jahres sind wir kritischer und empfindlicher geworden. Immerhin wurde uns oft suggeriert, das Kontakte “über Leben und Tod” entscheiden können. Angst polarisiert. Die geschürte Angst zu überwinden braucht Vertrauen. Wie können wir Selbstvertrauen und Mut stärken? Dazu würde ich gerne mehr Antworten liefern, aber zur Zeit tauchen mehr Fragen auf. Immerhin kann ich euch Antworten liefern, was wann wo in tantrischer Hinsicht geplant ist. 

Vor allem der Einsteigerkurs über 10 Wochen ist ein großes Herzensanliegen, weil darin lokale Gemeinschaft gelebt wird, die weiter tragen kann. Die gewonnene Selbsterfahrung ist gute Basis für weitere Selbstverwirklichung. 

Weiter kann ich immer wieder individuelle Tantramassage-Kurse für Paare nach Vereinbarung  empfehlen, wo auf die Persönlichen Bedürfnisse tief eingegangen werden kann. Hier erlebe ich immer wieder Heilungsprozesse.

Nachrichten

Roland Becker, der seit langem mit seiner Lebendigkeit in der Leipziger Tantra-Szene dabei war und in den letzten Jahren mit Hella immer wieder die Freunde der Tantramassage eingeladen hat, ist am 2. März im Alter von 81 Jahren verstorben.

Die Tantramassage-Treffen, zu denen Roland und Hella in den letzten Jahren hier in Leipzig eingeladen haben, werden von Hella Holter mit Unterstützung durch Stefan Rohloff weiter geführt. Wer Interesse hat, kann sich auf den Verteiler von Hella setzen lassen.

NEUANFANG – NEUE WEGE: Sähe jeden Tag Samen des Lichts, der Hoffnung und der Liebe. Die BeFree-Abende, zu denen Kristin, Cornelia und Stefan als Assistenten von Regina Heckert seit 2013 in Leipzig eingeladen haben, werden von Stefan und Hella Titel Capella-Abende weiter geführt. Wer Interesse hat, kann sich an Stefan (capella.leipzig@gmail.com) wenden, um auf den Verteiler aufgenommen zu werden.

Helfried Siegel (mein Namensvetter) sucht Interessenten für ein Wohn- und Projekthaus, weil er eine interessante Immobilie (ehem. Jugendherberge bei Dahlen) im Auge hat. Er bittet mich, das weiter zu leiten. Meldet euch bei he-sie@posteo.de

Claudia Hoffmann lädt ein zu Workshops “Abgrenzen und Nehmen können, Übungsgruppe zu persönlichen Grenzen mit Übungen des Wheel of Consent” ab 22.9.

Anjoka ist nach Hamburg gezogen. Der Weg-des-Tantra führt sie woanders hin.

Das Anukan-Seminarzentrum wird auch wirtschaftlich gebeutelt. Katrin Laux schreibt in ihrem letztn Rundbrief “Aufgeben oder kämpfen? Beides fühlte sich nicht richtig an. … die Kunst des Gebetes: Nicht wünschen und bitten, sondern visualisieren und dankbar sein.” Und dann kamen wunderbare Ideen und Menschen, die sie finanziell unterstützen.

Klaus Sadadasa sucht für sein Devapujana-Tantra ein kleines Seminarhaus zum Kauf oder Pachten mit mindestens 60 m² Gruppenraum und ist dankbar für Hinweise und evtl. Mitstreiter. Nachrichten an sadadasa@devapujana.de 

Buchtip

Tatsächlich gab der Mangel an Veranstaltungen im letzten Jahr mehr Zeit zum lesen. 

Interessant war für mich, gerade in schwierigen Zeiten, immer wieder in der Bhagavat-Gita zu lesen. Eine zeitgemäße Version für westliche Leser bietet Jack Hawley (2001), übersetzt ins Deutsche und im Goldmann-Verlag erschienen. Im Gegensatz zu Sanskrit-nahen Arbeitsbüchern der Yogalehrer-Ausbildung lässt sie sich flüssig lesen und bietet moderne inspiration. Ich habe mich während der diversen Corona-Demos in Arjuna wieder gefunden. Die Hauptfigur steht auf dem Schlachtfeld zwischen den Fronten, wo auf beiden Seiten Freunde und Verwandte zum Kampf bereit gegenüber stehen, und Krisha erklärt ihm seinen inneren Frieden zu finden.

Ganz im Gegensatz zu diesem inneren Frieden rüttelt ein anderes Buch auf. Ich teile hier mit euch Bücher, die ich lese und die ich für eine friedliche und liebevolle Welt für wichtig halte, auch wenn sie nichts mit Tantra zu tun haben. “Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen” von Jens Berger (2018), beschreibt detailliert und gut recherchiert die Machtfülle der Finanzelite und wie ihre gut geschmierten Netzwerke es geschafft haben, die Finanzwirtschaft der demokratischen Kontrolle weitgehend zu entziehen, obwohl dieser Wirtschaftsbereich die Welt schon mehrfach nahe an den Abgrund geführt hat. Hier gibt es keine Verschwörungsmythen, sondern reale Geschichte. Dieses Buch ist schwierig für mich, da es meine Ohnmacht gegenüber den großen Ungerechtigkeiten vor Augen führt, und ich andererseits die Augen auch nicht vor der Realität verschließen mag. In meinem Umfeld habe ich viel mit ganz lieben Menschen zu tun. Gleichzeitig fühle ich in mir aber auch den Anteil eines friedlichen Kriegers, der angesichts gefährlicher gesellschaftlicher Entwicklungen wach gerufen wird, und die inneren Konflikte wie Arjuna (siehe oben) lösen muss. 

Meinung

Die folgenden Zeilen sind Ergebnis vieler Gedanken die mich beschäftigen. Sie haben nicht direkt mit Tantra zu tun. Bitte überspringen, falls du nur zu Tantra lesen magst. Ich persönlich vertrete ein Bild, dass Tantra eine ganzheitliche Weltanschauung ist, und auch zu tagesaktuellen gesellschaftlichen Themen Meinungen erarbeitet werden sollten.

Die geschürte Angst in der Corona-Pandemie trägt ihre Früchte. In meiner Wahrnehmung ist die zersetzende Wirkung zunehmend zu spüren. Nach eineinhalb Jahren geschürter Angst vor Krankheit, Armut oder Repression gehen vielen die Kräfte aus, sich gegen “Unsinn” zu wehren. Rückzug ist die Folge. Zuhören und aufeinander Zugehen ist sehr wichtig ist. Aber was soll ich machen? Was, wenn ich zuhöre, und das Gesagte (meines erachtens) sachlich falsch ist, oder die Relationen völlig verschoben sind? Ich plädiere für sachliche Argumente.

“Du wirst schon sehen”, “Ein Infektionsrisiko ist nicht ausgeschlossen”, … Wenn diffuse Andeutungen als Drohung emotional aufgeladen werden oder als Begründung für autoritäre Strukturen herangezogen, sollten wir aktiv gegensteuern. Manchmal denke ich: “Das Schüren von diffusen Ängsten sollte zum Straftatbestand gemacht werden!” Nicht im rechtlichen Sinne, aber gesellschaftlich geächtet. Wer von Gefahren spricht, sollte sie konkret benennen. Nur so können wir lernen, mit Gefahren umzugehen. Das gilt nicht nur für Kinder. 

Nachdem die bürgerliche Presse uns monatelang mit Corona-Todesstatistiken bombardiert hat, kommen nun Impfkritiker mit angeblichen Todesgefahren, die noch deutlich schlechter nachvollziehbar sind, als die Daten der Infektions-Hysteriker. In einer gesellschaftlichen Pendelbewegung haben in letzter Zeit die “Mahner und Warner” Oberwasser. Die mutigen werden ausgebeutet oder verunglimpft. Ich hätte gerne einen treffenden aber sympatischen Sammelbegriff für diejenigen, die angesichts einer mittelmäßig gefährlichen Krankheit das Leben still legen wollen. Wie sollen wir die Leute nennen, die es richtig finden, das mit vielen Tausend Euro öffentlichen und privaten Aufwand ein ¾ Jahr keine Yogakurse stattfinden, obwohl Yoga genau das bietet, was wir in der Corona-Krise brauchen: Stärkung des Immunsystems und Gelassenheit bei Stress?

Weitere Meinungen blogg ich auf www.kulturtempel.de. Ich finde Wahlen z.B. wichtig. Ich sehe Gefahren in der Machtkonzentration großer Finanzkonzerne. Die politische Arena ist ein Raubtierkäfig. Ein anarchistischer Umgang mit Gottheiten kann helfen. 

und sonst? 

Ich hoffe, das du persönlich in deiner täglichen spirituellen Praxis (sadhana) eine Kraftquelle gefunden hast. Ich wünsche dir Glück und Zufriedenheit. Möge dein Mitgefühl sich erweitern und Mut und Tatkraft bringen. 

Namasté – Ich grüße das Göttliche in dir. Helfried

Tantra-Rundbrief 33 – 3/2021

Liebe Tantrika und Freunde in und um Leipzig,

gerade nach  langem “sozial distancing” ist Gemeinschaft für die Seele wichtig. In dieser gesellschaftlich schwierigen Zeit zeigt sich der Wert von guten sozialen Beziehungen, Freundeskreisen und Gruppen. So konnten wir im Rahmen unserer Sangha “unter dem Radar” etwas gegen Einsamkeit machen. Kommerzielle Angebote sind viel empfindlicher von der Coronaschutzverordnung bedroht. Ich habe dennoch meine Ansage wahr gemacht, und ab März ein wunderschönes Tantra-Einsteiger-Seminar veranstaltet und der nächste Massage-Kurs ist auch schon ausgebucht. Meine Angst vor Repression ist real, aber auch die Überzeugung, das wir uns weder von einer mittelmäßig gefährlichen Krankheit, noch von einer autoritären Regierunsverordnung klein kriegen lassen. Wir haben uns Schnelltest besorgt und am Anfang des Seminars alle getestet und dann entspannte Zeit gehabt. Am Anfang (vor den Tests) war die Stimmung jedes mal etwas komisch. Vor der geschürten Angst, dass alle Menschen als “giftig” angesehen werden (bis ein “offiziell anerkannter” Test das Gegenteil sagt), können wir uns auch nicht gänzlich verschließen, aber nach etwas Zeit fühlt es sich in der Gruppe wieder normal und gesund an. Ich schreibe das, weil ich zur Nachahmung anregen möchte. Bei den aktuellen (in Leipzig moderaten) Inzidenzen, halte ich unser (illegales) Verhalten auch für vertretbar und würde einen Rechtsstreit über die Angemessenheit von Bußgeldern ins Auge sehen (mit ungewissem Ausgang).

Das bringt mich zu dem Punkt, für unseren kommenden Tantra-Mittelstufe-Kurs (T2, siehe Webseite) zu werben. …

Nach dem letzten Rundbrief bittet Sandy Seidel darum, über ihre Access Consciousness-Arbeit zu berichten. Sie gibt Tageskurse in Access Bars und Access Facelift. Siehe www.tantracoaching-in.de

Tantra Rundbrief 32b – 2/2021

Liebe Tantrika und Freunde in und um Leipzig,

jetzt steht der Frühling vor der Tür und ich hoffe, es geht dir gut. Ich konnte in diesem Lockdown meine tägliche persönliche spirituelle Praxis intensivieren, aber so langsam reicht es mit “social distancing”. Eine gute Nachricht sehe ich darin, dass ganz allgemein Pandemien epidemiologisch oder durch soziale Entscheidung beendet werden. Da wir den Virus nicht einfangen können, ist es an der Zeit, sozial zu entscheiden. Zumal die Coronakurve zum Frühjahr hin abflauen wird –  wie die Grippewelle. Wir sollten den Sommer nutzen, das echte Leben zu genießen und die Tragfähigkeit unserer Beziehungen stärken. Der nächste Winter kommt bestimmt. Ich beschließe ab März wieder Gruppe zu erleben. 

Der folgende Rundbrief ist wieder etwas länger geworden. Ich versuche die Schlüsselworte Fett hervorzuheben, falls du den Text überfliegen möchtest. Es geht um unsere Veranstaltungen, Liebe Stärken, Leben und Sterben, Gesellschaft und eine Buchrezension.

Für unserer Einsteiger-Wochenende vom 12.-14.3. haben sich bisher 5 Teilnehmer verbindlich angemeldet. Wir werden eine kleine Gruppe, aber es sind noch Plätze frei. Corona-Bedingungen? Falls der Kurs verboten wird, sprechen wir miteinander und suchen evtl. nach einem anderen Termin. Falls du da nicht kannst, bekommst du dein Geld zurück. Falls das allgemeine Infektionsgeschehen es empfiehlt, bieten wir vor Beginn des Seminares einen Corona-Schnelltest für 11€ vor Ort an. 

Das gleiche gilt für unsere Massage-Wochenende M1 am 9.-11.4. und den Mittelstufe-Kurs T2, wo wir uns ab 12.4. über 12 Wochen regelmäßig sehen und intensive Gemeinschaft in der Stadt aufbauen. Ein Ziel ist damit auch, tantrische Gemeinschaften auf Gegenseitigkeit vor Ort zu fördern.

Ganz besonder freue ich mich, mit Johannes Bönig hier in Leipzig einen erfahrenen Tantriker kennen gelernt zu haben. Er gibt am 23.-25.4. eine Einführung in traditionelles Tantra

Seit dem letzten Rundbrief konnte ich zwei Paarseminare geben, wie beworben. Es lohnt sich. Die Themen sind auch nicht auf Massage begrenzt, sondern beziehen Paardynamik und Spiritualität ein, wie ihr es wünscht.  

Tantra-Termine

Im Tantra-Kalender sind gerade nur wenige Termine eingetragen, da alle Anbieter mit Unsicherheit zu kämpfen haben. Schau auf deren Seiten, die hier zusammengefasst sind.

Von anderen, kleineren Anbietern habe ich aktuell wenig gehört. Falls dein Angebot hier nicht genannt ist, schreib mir, was auf der Tantrazentrum-Webseite stehen sollte. Für diesen Sommer gibt es sicher wieder ein breites, lebendiges Angebot.

Liebe stärken?

Mit dem letzten Rundbrief hatte ich aufgerufen, Ideen zur Stärkung der Liebe zu sammeln. Darauf habe ich einige Rückmeldungen bekommen. Hilfreich ist auf jeden Fall:

  • Menschen annehmen wie sie sind. Gute Absichten unterstellen, egal ober sie digital oder analog kommunizieren. Alles mit Humor nehmen, Wertschätzen und Kontakt halten. Einfache Dinge, die Achtsamkeit und Mitgefühl brauchen. Mir hilft die Corona-Krise als Theater zu nehmen, in dem ich eine Rolle spiele, aber nicht bin.
  • Praktische bietet die Arbeitsdefinition “Liebe = Fürsorge” ein einfaches Mittel unsere Handlungen dahingehend zu prüfen, ob wir gerade liebevoll, d.h. fürsorglich handeln.
  • Feinstoffliche Energie ist weder an physischen Kontakt, noch an digitale Datenleitungen gebunden. Wenn wir uns auf feine Schwingungen einstellen, geht mehr als wir zunächst annehmen. Dafür braucht es aber eine Entscheidung und ein wenig Übung.
  • Tanta ist nicht Berührung, ist keine Massage, keine Sex, keine Zweisamkeit. Tantra ist ein Weg der Befreiung von Anhaftung an Berührung, Zweisamkeit und alten Vorstellungen. Wie wir unser Ego von Abhängigkeiten befreien, davon handelt die tantrische Lehre.

Eine andere Arbeitsdefinition “Gott = Liebe = Lebendigkeit” hilft uns praktisch darauf zu schauen, unsere Lebendigkeit zu stärken. Die letzten Tage mit Schnee und hellem Sonnenlicht haben Corona scheinbar stark zurückgeworfen. Genieße die Sonne, atme tief durch, nutze die politische erzwungene Entschleunigung für Entspannung und innigen persönlichen Kontakt mit den Wenigen, die du treffen darfst.

Gegen die depressive Müdigkeit einer Corona-Krise hilft auch mehr Pranayama in deine Yogapraxis zu integrieren, oder mal eine QLB-Meditation aufzulegen. Gegen die geschürte Angst hilft Regelmäßigkeit im Alltag und Struktur.

Eine therapeutische Erklärung zeigt, dass wir uns geliebt fühlen, wenn unsere Bedürfnisse gesehen und befriedigt werden. Mit unseren Bedürfnissen und Gefühlen angenommen zu werden, stärkt Vertrauen. Auch wenn es gerade politisch opportun ist, persönliche Wahrheit nicht in der Öffentlichkeit zu sagen, sollten wir die Vertrauen-Transparenz-Spirale in unseren Zusammenhängen stärken. Zeige dich und verstehe die anderen mit deinen/ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Gedanken in einem vertrauenswürdigen sozialen Zusammenhang. In der nächsten Runde kann es dann noch persönlicher werden und Bedürfnisse können besser befriedigt werden. Die ganzheitliche Verbindung von Körper, Geist und Seele kann helfen, in dieser getrennten und polarisierenden Zeit ausufernde Gedankengänge und Grübeleien  zu befrieden.

Leben und Sterben

Seit Monaten werden wir mit Todesstatistiken bombardiert. Aber kaum jemand beschäftigt sich mit dem Tod.

In meinem bisherigen Leben wurde ich nur in meiner Tantra-Ausbildung darauf hingewiesen, mich mit dem Tod zu beschäftigen. In unserer Kultur ist Sterben ein großes Tabu. Dieses Tabu zu befreien und  sich angemessen damit zu beschäftigen kann einen wichtigen Anstoß in der aktuellen Krise geben. Die Erfahrung zeigt, dass durch die Auseinandersetzung mit dem Tod ein positiver Bezug zum Leben gefunden werden kann. 

Häufig wird mit der Frage nach dem Tod so eine Art “Löffelliste” verbunden, was man vorher noch alles machen und erleben möchte. Das drückt in meinen Augen eine kulturtypische “Haben-Mentalität” aus, und alles was dann fehlen würde, wird in der inneren Vorstellung als “Verlust” verbucht.  Demgegenüber würde eine Orientierung im Sein fragen, welche Beziehungen wir noch aufräumen möchten, wo wir anhaften und wovon wir uns verabschieden möchten. In der materialistischen Kultur wird gerne verdrängt, dass das Leben endlich ist. Es fällt nicht leicht, das zu akzeptieren, weil in einer materialistischen Kultur dann nichts übrig bleibt.

Wenn du dich mit der Frage beschäftigen möchtest, ist es gut, vertraute Ansprechpartner zu haben, aber die Beschäftigung mit deinem Leben kann dir niemand abnehmen. Vielleicht kommen große, alte Ängste hoch, vielleicht aber auch Freude über die Wunder des Lebens. Die Fragen von Liebe, Leben, Angst und Vertrauen sind alle miteinander verbunden. Daher empfehlen wir im Tantra auch so oft, die inneren Schatten zu bearbeiten und Bewusstsein ins Dunkel zu bringen.

Die Frage, was du tun würdest, wenn dein Leben nächste Woche zu Ende geht, kann einen wunderbaren Bewusstwerdungsprozess starten. Vielleicht kommen rücksichtslose Gedanken hoch, aber dahinter stehen oft ganz einfache Bedürfnisse nach Liebe. Andererseits ist es ja auch mal gut, ohne Rücksicht auf Rang, Namen und Besitz denken zu dürfen. Letzte Woche habe ich bei einer Freundin auf dem Klo einen Spruch gelesen, der Albert Schweizer zugeschrieben wurde: “Das einzige was im Leben wichtig ist, sind die Spuren von Liebe, die wir nach dem Tod hinterlassen”. 

Das richtige Leben im Falschen?

Zu einem ganzheitlichn spirituellen Leben gehört im tibetischen Tantrismus auch Beteiligung an der “normalen” Gesellschaft. In der aktuellen Krise ist es umso schwieriger die Tagespolitik außen vor zu lassen, da diese sich jetzt anmaßt tief ins private Leben einzugreifen und z.B.  Kindergeburtstage zu verbieten. Die aktuell geschürte Angst ist eine Steilvorlage für autoritäre Strukturen, egal welcher Couleur. Dem müssen wir als bewusst lebende Menschen auch praktisch rechnung tragen, und das Verbindende verschiedener politischer und spiritueller Gruppen zu suchen. Der Grat zwischen polarisierender Trennung und faulen ausgleichenden Kompromissen ist schmal. Darauf zu wandeln wird nicht einfach. 

Dieter Duhm schrieb 1982 in »Aufbruch zur neuen Kultur«: “Was es heißt, ohne Angst zu lieben, ist für die allermeisten nicht einmal mehr vorstellbar, weil die Verbindung dessen, was sie als »Liebe« bezeichnen, mit Verlustangst, Sexualangst, Autoritätsangst, Angst vor Ablehnung, vor dem Alleinsein und Angst vor Verrat so »selbstverständlich« ist, dass die Absurdität der Situation gar nicht mehr wahrgenommen wird. Wahrgenommen werden dann erst wieder die Folgen: Eifersucht, Krankheit, Depression und Zerbrechen der Beziehungen.”

Eine Statement aus Tamera  Corona-Krise: Zeit der Entscheidung kann ich voll und ganz unterschreiben. Daher möchte ich offene tantrische Gemeinschaft in der Stadt stärken, auch im Sinne der Heilungsbiotope, wie sie von Tamera propagiert werden. 

Überwindung von Angst beinhaltet auch ganz praktisch für persönliche Sicherheit zu sorgen und Grundregeln konspirativer Treffen zu beachten, wie es in vielen politisch aktiven Gruppen und für verbotene tantrische Rituale schon immer notwendig war. In unserer Sangha achten wir zum Beispiel darauf, Handys vor Besuch bei Anderen auszuschalten, da sonst eine Kontaktverfolgung (wer wen wann getroffen hat) möglich ist. Außerdem hilft z.B. die Anmeldung eines Gewerbeschein für z.B. Hausmeisterdienste als Nebentätigkeit, die Bewegungsfreiheit bei Ausgangssperre zu verbessern. Für einige ist die DDR noch nicht so lange her. Die Corona-Krise zeigt auch, wie schnell sich sicher geglaubte Verhältnisse ändern können. Ich halte es für realistisch, dass wir uns auf autoritärere Verhältnisse einstellen müssen. Wenn wir klug, achtsam und solidarisch handeln, können wir uns viel Lebendigkeit jenseits der offiziellen Norm erhalten. 

Buchtip

“Die Kunst des Liebens” von Erich Fromm kann ich auch immer wieder empfehlen. Aber im Moment arbeite ich mich durch ein Buch von Klaus Schwab über “Die Zukunft der Vierten industriellen Revolution”. Eine Empfehlung ist schwierig, aber man sollte aus erster Hand wissen, was die betriebswirtschaftliche Elite des Weltwirtschaftsforum bewegt. 

Im Tantra sind wir es gewohnt, aus dem Hinduismus mehrere Gottheiten auf dem Altar zu haben und mal den einen oder anderen nach Vorn oder hinten zu schieben. Es ist gut zu wissen welche Gottheiten die Mitglieder des Weltwirtschaftsforum verehren. Tatsache ist, dass sich dort viele wirklich Mächtige treffen und absprechen.

Bei der Lektüre denke ich manchmal, das Klaus Schwab als “Überbringer schlechter Nachrichten”  gerne geköpft wird. Dabei scheint er im wesentlichen gute Positionen zu vertreten, wie zum Beispiel die vielfach wiederholte Meinung, dass die Gewinne gerecht auf alle verteilt werden müssen. Vielleicht ist er ja auch nur der “Hofnarr” der Mächtigen. Möglicherweise ist er ein Idealist? 

Auf jeden Fall ist das Buch geschrieben in einer verquasten BWLer-Sprache mit vielen bedeutungsschwangeren Worten und wenig Inhalt, anstrengend zu lesen und wenig Erkenntnis. Mich erinnert es stilistisch an dogmatische kommunistische Texte der 80er Jahre, nur von der anderen Seite. 

Aber die technischen Entwicklungen, die er dort beschreibt, werden vielfach kommen und wir müssen uns nicht nur dazu positionieren, sondern tatsächlich in der Wertediskussion mitmischen, die dort geführt wird. Als eines der wenigen konkreten Beispiele wird unter “Werte” eine Spirituosenfirma genannt, die als Beitrag zur “Wertegemeinschaft” für mäßigen Alkoholkonsum wirbt. Die Verehrung von Wachstum und ein betriebswirtschaftliches Menschenbild  wird transportiert. 

Politisch gesehen sind die Mitglieder des Weltwirtschaftsforum keine “Verschwörer”. Sie sind im Einzelfall ernst zu nehmende politische “Gegner”. Ich frage mich schon lange, warum reiche, gebildete, sozial kompetente Menschen (in den Führungsetagen) teilweise so abstrus asoziale und umweltschädliche Entscheidungen treffen. Bei der Antwort darauf kommt mir tantrisch/hinduistische Spiritualität zu hilfe. Sie verehren einfach die falschen Gottheiten, wie z.B. Wachstum und Geld. Dieser Gedanke sollte noch detaillierter ausgeführt werden, was den Rahmen dieses Rundbriefes sprengen würde. Denn darin liegen Lösungen und Antworten für manche aktuelle Frage bereit. 

und sonst? 

Ich wünsche dir Glück und Zufriedenheit. Möge dein Mitgefühl sich erweitern und Mut und Tatkraft bringen. 

Namasté – Ich grüße das göttliche in dir. Helfried