Tantra-FAQ

Häufige gestellte Fragen zu Tantra

Die Offenheit und Vielfältigkeit von Tantra erschwert eindeutige Antworten auf häufig gestellte Frage zu geben. Zusätzlich läd die Beschäftigung mit zentralen Sehnsüchten vieler Menschen zu Projektionen ein. Andererseits ist Tantra praktisch orientiert und tantrische Denkweise nüchtern. So sollen einige typische Fragen möglichst brauchbare Antworten bekommen.

Zur Vorbereitung auf ein Seminar oder einen Workshop kannst du auch überlegen, welche Fragen für dich wichtig sind, und die du dem konkreten Anbieter stellen magst.

Was sagt Tantra zu Beziehungen?

Tantra sagt nichts über Beziehungsformen und Treue oder Untreue. In den alten Schriften steht nichts über Beziehungsformen, denn Tantra ist ein spiritueller Weg und keine neue Moral.

Die Liebe zu sich selbst hat nicht nur im Tantra eine sehr zentrale Bedeutung für unser Leben. “Liebe deinen nächsten wie dich selbst” und dass du Gott und deine Kinder und deinen Partner und deine Feinde lieben sollst kann man sicher auch aus tantrischen Schriften herleiten, aber das ist für uns ja nichts neues.

Die Aufforderung beim Ritual, in sich und dem anderen das Göttliche zu sehen, sagt nichts über Formen des Zusammenlebens im Alltag. Die Forderung nach Selbstverantwortung und die Ausrichtung auf die „Liebe zum Wohle aller“ ist aus dem tantrischen Gedankengebäude abzuleiten.

Welche Tantra-Richtungen gibt es?

Es gibt viele Richtungen. Tantra ist sehr individuell und schert sich wenig um althergebrachte Hierarchie und Ordnung.20150304h15_Helfried_0354a

Für den westlichen Interessierten ist vielleicht eine grobe Einteilung in linkshändiges (rotes) und rechtshändiges (weißes) Tantra nützlich (aber im Kern läuft es auf das gleiche hinaus).

Im linkshändigen, roten Tantra wird feinstoffliche Energie tendenziell durch sexuelle Stimulation angesprochen. Man kann vielleicht sagen, das im roten Tantra die Entwicklungsrichtung vom Basis-Chakra nach oben geht.

Im rechtshändigen, weißen Tantra werden ähnliche Effekte vor allem durch Atemtechniken (Pranayana) erreicht. Die Übungen beginnen häufiger im Herz- oder Stirn-Chakra und bringen die Energie nach unten.

Das westliche Tantra unterscheidet sich vom klassischen Tantra in vielerlei Hinsicht. Zunächst ist es nicht in die umgebende Religion und Kultur eingebettet. Oftmals kommen westliche Menschen im Tantra erstmalig wieder in positiven Kontakt mit “göttlichen” Themen. Im Westen ist auch ein klassisches Meister-Schüler-Verhältnis selten und der Umgang mit Einweihung und Tradition anders als in Indien.

Mann kann die westlichen Tantraschulen auch unterscheiden in wie weit sie sich am Buddhismus,  Hinduismus, Taoismus oder Humanismus orientieren. Begriffe, Regeln und Erklärungsansätze unterscheiden sich teilweise erheblich. Prana, Orgon, Chi oder Lebensenergie? Nadi oder Meridian? usw.

Die Tatsache, das manche Sex-Dienstleister den Begriff Tantra nutzen (ohne spirituelle Anbindung), führt gelegentlich zu Missverständnissen, die sich leider erst aufklären, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, über Sexualität konkret zu sprechen.

Gibt es schwarz-magisches Tantra?

Wer an Magie glaubt, für den gibt es mächtige sexualmagische Techniken, die auch im Tantra gelehrt werden. Diese für egoistische, manipulierende Zwecke zu missbrauchen ist möglich. Aber auch wenn Tantrika manchmal radikale und provozierende Methoden einsetzen und sich über einige Moralvorstellungen hinwegsetzen, verbieten zentrale ethische Normen solchen Missbrauch.

Energetische Techniken und z.B. vertieftes Wissen über Sexualität bringen Tantrika gelegentlich in machtvolle Situationen gegenüber anderen Menschen. Um mit den entsprechenden Verlockungen anständig umgehen zu können, ist um so stärkere Disziplin und spirituelle Ausrichtung nötig.

Wie steht Tantra zu Tantramassage?

Tantramassage unterscheidet sich von anderen Massagen und Angeboten durch eine spirituelle Ausrichtung und tantrische Praxis. Oft fühlen sich die äußerlich gleichen Griffe und Techniken je nach Intention des Massierenden ganz unterschiedlich an. Die achtsame Annahme und Massage des ganzen Menschen mit allen seinen Körperteilen und Bedürfnissen im tantrischen Geist einer Verehrung des Göttlichen im Gegenüber hat eine heilende Wirkung.

Tantramassage ist eine tantrische Anwendung, die auf das alte und breite Wissen um Lebensenergie zurückgreift und ihren Fluss durch die Stimulation sexueller Energien fördert und ausgleicht.

Tantra ist viel mehr als Tantramassage.

Muss ich beim Tantra sexuell offen sein?

Nein und ja. Niemand muss für andere Menschen sexuell offen sein oder gar zur Verfügung stehen. Ein positiver Bezug zum eigenen Körper mit seinen Bedürfnissen ist (nicht nur im Tantra) eine wichtige Voraussetzung für eine ganzheitliche persönliche Entwicklung. Wenn es keine sexuellen Bedürfnisse gibt, ist das für einen Tantrika völlig in Ordnung.

Wenn aufgrund schlechter oder gar traumatischer Erfahrungen der Gedanke an Sex unangenehme Emotionen auslöst, gibt es in modernen Tantraschulen viele Methoden kombiniert mit altem Wissen für die Heilung solcher Verletzungen. Mit wachsendem Selbstvertrauen und tieferer Kenntnis des eigenen Körpers fällt es erfahrungsgemäß leichter Lust und Lebensfreude (wieder) zu erleben und auszudrücken. Offenheit gegenüber sich selbst, auch mit den eigenen sexuellen Bedürfnissen ist vorteilhaft. Mit einem positiven Bezug zur eigenen Sexualität steht oft mehr Lebensenergie für die eigene Entwicklung zur Verfügung.

Einige fortgeschrittene tantrische Praktiken nutzen sexuelle Stimulation zur Steigerung der Energie, um diese selbstlos zu opfern. Manche tantrischen Rituale sind für Paare oder auch mehrere Beteiligte konzipiert. Seriöse Ritual-Leiter überlassen die Entscheidung, wie weit die Offenheit für sexuelle Praktiken geht, den Teilnehmern und auch die Position des Zeugen, der selbst nicht aktiv wird, sondern sich dienend und unterstützend im Ritual beteiligt, ist eine wichtige Rolle.

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