TantraRundbrief Nr. 22

April 2017

Liebe Tantrika und Freunde in und um Leipzig,

was gibt es neues in Leipzig? Nicht viel. Die Vision einer lebendigen Tantra-Szene in Leipzig mag ich nicht aufgeben, auch wenn es sich manchmal anfühlt, als wäre ich auf einem verlassenen Holzweg. Mit den Holzwegen durfte ich beim Wandern in Schweden Erlebnisse sammeln. Sie sind beschwerlich zu gehen, man nimmt rechts und links die brutalen Auswirkungen unserer Wirtschaftsweise war und kommt am Ende in unberührte wunderschöne Natur, aber zu keinem Ziel welches auf einer Landkarte verzeichnet wäre.

Inzwischen dürften viele Hundert Menschen in Leipzig den einen oder anderen Tantra-Kurs besucht haben, um glücklich und inspiriert nach Hause zu fahren, mit dem Wunsch das Lebensgefühl des Seminares mit in ihren Alltag zu integrieren. Aber schon die alten Meister sagen, was auch heute täglich bestätigt wird. Für ein gutes Lebensgefühl, mit Lebendigkeit, sozialer Harmonie, emotionaler Ausgeglichenheit und Sinnerfüllung, braucht es eine regelmäßig (spirituelle) Praxis. Ich habe “spirituelle” in Klammern gesetzt, weil viele damit assoziieren, mit gekreuzten Beinen still auf dem Boden sitzen zu müssen, was nicht gemeint ist. Ob du dich liebevoll um deine Familie kümmerst, in einem Umweltverband engagierst, im Wirtschaftsleben für soziale Verantwortung einsetzt, deinen Frieden in der Natur findest oder Yoga praktizierst, … gemeinsam sollte diesen Tätigkeiten sein, das du immer wieder achtsam bewusst werden lässt, was deine Lebendigkeit und Liebesfähigkeit stärkt und wo du “ausblutest” und externe Unterstützung brauchst, um bei einer sinnvollen Tätigkeit dabei bleiben zu können.

Tantra-Workshops und Yogastunden können im Alltag Orte der Ruhe und Erholung, der Inspiration und Bestätigung, der sinnlichen Freude und ekstatischer Lebendigkeit sein, und dir neue Kraft geben, deinen Weg zu gehen. Kein Mensch sollte glauben, sich auf Dauer allein durchschlagen zu können. Wir sind als Menschen soziale und mitfühlende Wesen.  Daher laden wir hier immer wieder zu tantrischen Ritualen und Treffen ein.

Ein persönliches spirituelles Erlebnis hatte ich letzte Woche, als eine befreundete Kundalini-Yoga-Lehreren zu eine Friedensmeditation für Syrien aufrief. 2 ½ Stunden ein einziges Mantra singen. Ich dachte mir, da eine Stunde mit zu machen und im Hinterkopf dachte ich auch, das die “Kundaliniker” wieder übertreiben. Aber dann konnte ich nicht weg, ohne den anderen Gitarristen alleine zu lassen und habe mich nach 1½  Stunden angefangen wirklich darauf ein zu lassen und mein Mitgefühl auf die Menschen in Syrien bis hin zu Assad auszuweiten. Da wurde mir fühlbar bewusst, wie leidvoll die Situation dort ist und ich habe “Rotz und Wasser” geheult und tranceartig weiter gespielt und gesungen und die schmerzenden Finger wurden immer unwichtiger. Keiner in Syrien kann ohne die anderen die absolut notwendige Trauerarbeit antreten, und ohne die emotionale Verarbeitung der schrecklichen Erlebnisse wird kein Frieden möglich sein.  Wir können alle nur auf einen baldigen Waffenstillstand hoffen, und weiter, das die Menschen dort einen Weg finden, den Schmerz zu verarbeiten. Da viel mir ein, das mein Vater nach dem zweiten Weltkrieg in der “klingende Brücke” dabei war und beim Singen deutscher und französischer Lieder Versöhnung finden konnte, wo er wenige Jahr vorher noch an der Front gegen den “Erbfeind” war. Singen kann in einer Situation, wo du keinen Trost bei anderen Menschen finden kannst, ein ganz wichtiger Schritt der emotionalen Heilung sein. Das wurde wurde mir in diesem kleinen Ritual bewusst. Und es kommt darauf an, dich auf die spirituelle Praxis wirklich einzulassen, um die “Früchte” zu ernten.

Ich wünsche dir eine gute Zeit.
Namasté
Helfried

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